Ramadan und Jerusalem

Am 24.05. wurde hier der "Jerusalemday" gefeiert und wenige Tage später, am 27.05. begann der Ramadan und es war ein besonderes Erlebnis diesen hier, in einem teilweise arabischen Land und im Kontakt mit mehreren Arabern miterleben zu können.

Der Jerusalemday selbst wurde dieses Jahr in Erinnerung an die nun 50-jährige Wiedervereinigung Jerusalems durch den Sechstagekrieg besonders groß begangen.

Es waren, wie am Unabhängigkeitstag schon, besonders viele Israelflaggen zu sehen. Diesmal wurden die Feierlichkeiten aber auch noch vielmehr in der Altstadt begangen, da gerade dieser Teil Jerusalems ja damals wiedererobert wurde.

Hier ist mir das erste Mal aufgefallen, wie sehr die Sicherheitskontrollen doch zu einem Gefühl an Sicherheit beitragen: Als wir zur Klagemauer gingen, deren Vorplatz von Menschen überfüllt war, gab es heute keine Kontrollen, wahrscheinlich aufgrund dieser Unmengen an Leuten, und es hat sich sehr seltsam angefühlt. Gerade da hier sonst immer recht strenge Kontrollen sind und gerade dieser Tag und Ort doch für eventuelle Attentäter besonders provozierend wirken müsste ... aber es ist Gott sei Dank nichts passiert.

Es gab auch Proteststimmen an diesem Tag, von Leuten die gerade den Sechstagekrieg und die dadurch veränderten Grenzen als Diskriminierung Palästinas ansehen. Direkt vor der Altstadtmauer befand sich eine Gruppe die mit Schildern hierfür protestierte und eine hohe Polizeipräsenz, die die konträren Seiten auf Abstand hielt.

An einem anderen Abschnitt der Mauer wird seit diesem Tag eine sehr schöne Lichtshow angestrahlt, die von der bewegten Geschichte Jerusalems erzählt.


Am ersten Tag des muslimischen Fastenmonats Ramadan waren meine Mitbewohnerin Johanna und ich zu unserem Hausmeister, der am Ölberg wohnt, zum Abendessen eingeladen.

Wieder einmal konnten wir die besondere arabische Gastfreundschaft genießen. Schon die Fahrt zu seinem Haus erinnerte uns daran, dass wir in einer völlig anderen Kultur sind.

Wir hatten mit Nabil ausgemacht, ihn an zu rufen, sobald wir im Bus sitzen, damit wir erfahren können, wo genau wir raus müssen. Als wir ihn anriefen, wollte er mit dem Busfahrer sprechen und machte mit diesem aus, wo wir aussteigen sollten. An der richtigen Haltestelle angelangt, sprach der Fahrer dann wiederum mit einem anderen Mann der hier ausstieg und meinte zu uns, dass wir ihm folgen sollten und er uns das Haus zeigen würde, da er direkt nebenan wohnen würde. So kamen wir letztendlich zu Nabils Haus, aus dem er uns schon freudig entgegen rief.

In der Wohnung angekommen, wurden uns sofort alle anwesenden Familienmitglieder vorgestellt, von denen aber niemand ein Wort Englisch sprach und Trinken angeboten. Das mit dem Trinken war ein etwas seltsames Gefühl. Während wir tranken (nach dem heißen Tag eine angenehme Erfrischung), wussten wir genau, dass der Rest des Haushaltes, mit Ausnahme der unter siebenjährigen Kinder, den ganzen Tag über noch nichts zu sich genommen hatte. Nicht einmal Nabils alte, kranke Mutter, die theoretisch essen und trinken dürfte, wozu Nabil sie auch immer wieder drängte, wollte etwas. Sie beharrte ganz stur darauf, erst, wie alle anderen auch, etwas zu essen, wenn der laute Schuss fiel, um den Beginn des Fastenbrechens an zu zeigen.

Dann gab es aber auch bei Weitem genug zu Essen: mehrere Salate, Suppe, Reis und Fleisch. Wir Gäste bekamen natürlich viel zu viel vorgesetzt. Als man dann endlich soweit satt war, wurden noch Obst und verschiedene Süßigkeiten gereicht und zu Allem gab es süße Säfte zum Trinken. Während dieses gemütlichen Beisammensitzens kamen verschiedene andere Familienmitglieder vorbei, die alle in den Nachbarhäusern wohnten. Wir wurden, als wir eigentlich langsam gehen wollten, noch zum obendrüber wohnenden Bruder unseres Gastgebers zum Tee eingeladen. Hier wurden wir nicht nur von der überschwänglichen Gastfreundschaft, sondern auch vom Einrichtungsstil etwas erschlagen: Ungefähr alles in diesem Raum glitzerte bronzen, von der Tapete über die Sofas und deren Kissen bis hin zu den Uhren an den Wänden. Und da Ramadan war, war alles nochmal mit bunt blinkenden Lichterketten zusätzlich geschmückt.

- So  sah es in dieser Zeit aber tatsächlich im Großteil der arabischen Stadtteile aus und besonders die Altstadt und das Damaskustor strotzten abends nur so vor Leben.


In dieser Zeit war ich auch sonst noch in Jerusalem unterwegs: Mit Johanna war ich im größten Kino der Stadt, um meine Kinogutscheine ein zu lösen die ich vor einiger Zeit von unserer Chefin geschenkt bekommen hatte. Wir sahen uns einen Film über den Warschauer Zoo während des zweiten Weltkrieges an und hatten danach ein sehr schönes Gespräch mit unserer Sitznachbarin, die sich sehr über unsere Arbeit hier gefreut hat.

Ansonsten war ich in der Altstadt Jerusalems wieder einmal mit Johanna im österreichischen Hospiz Essen und mit einer Gruppe von Volontären trafen wir uns im "Teddypark", dieser ist direkt außerhalb der Stadtmauern gelegen und beinhaltet Wasserspiele in denen jeden Abend alle möglichen Kinder spielen, was wieder einmal die kulturelle Vielfalt dieser Stadt im ganz Besonderen zeigt.

Habt eine gesegnete Zeit,

Eva

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