Stille

Am Wochenende vom 9.12. bis zum 11.11. durfte ich eine ganz besondere Erfahrung machen: einfach nur Schweigen.

Ich fuhr mit einigen anderen Volontären und unseren Betreuern hier von Hagoshrim, Martina und Jürgen, zusammen nach Latrun in die evangelische Kommunität zu eine Stillewochenende.

Schon die Fahrt dahin war wunderschön: wir fuhren mit Jürgen und Martina im Auto von Hagoshrim dorthin und zwar mitten durch den Jerusalemforrest, und wenn man schon einige Zeit hier in diesem Land ist weiß man dieses viele grün ohnehin schon wieder zu schätzen, aber diese bergige Landschaft dort, die sehr an manche Gegenden des Schwarzwalds erinnert rief in mir einfach ein sehr heimeliges Gefühl hervor.

So kamen wir dann also schon sehr erfreut in Latrun an, wo wir durch die Schönheit der Örtlichkeiten und die Herzlichkeit der Menschen dort begrüßt wurden und uns auf Anhieb wohl fühlten.

Zunächst einmal ging es auf unsere Zimmer, wobei wir schon eine positive Überraschung erlebten: wir hatten alle Mehrbetttzimmer gebucht, womit zu erwarten gewesen wäre, dass wir, da wir Großteils Mädchen waren nun mal alle acht in ein Zimmer kämen. Dies war aber nicht der Fall, wir waren jeweils zu zweit bis dritt auf unterschiedlichen Zimmern beziehungsweise genau genommen in unterschiedlichen Häusern, was unter normalen Umständen vielleicht schade gewesen wäre, aber wenn man ein Wochenende in Stille verbringen möchte von großem Vorteil ist. 

Ich war also mit einer Mitvolontärin zusammen in einem schönen Zimmerchen mit gemütlichem Fenstererker.

Das Programm begann dann mit dem Abendessen, zudem wir ersteinemal den Shabbat feierten: es gab Chalah, das Shabbatbrot, Wein, die zwei Kerzen wurden entzündet, wir sangen Lieder und es gab ein wundervolles Festessen.

Nach dem Abendessen halfen wir alle begeistert in der Küche mit beim Abwaschen und dann starteten wir mit der ersten Andacht.

Zunächst hatten wir eine kleine Vorstellungsrunde und sangen ein paar Lieder und dann bekamen wir die ersten Tipps dafür, wie wir die Stille nutzen könnten und auf welche Art und Weisen man in dieser Zeit Gott näher kommen könnte.

Danach begann für uns das Schweigen.

Es war sehr komisch mit meiner Zimmerpartnerin mit der ich sonst auch oft rumalbere einfach zu Schweigen und sich auch verschiedene Dinge mit zu teilen ohne Worte, aber es war auch sehr schön.

Nach einer guten Nachtging es früh mit dem Programm los: eine Gebetszeit in der Kapelle mit darauffolgendem Abendmahl, allerdings alles etwas anders als gewohnt. Erst waren alle einfach nur still beieinander und beteten jeder für sich, bis dann der Abendmahlsgottesdienst begann, der - für mich sehr ungewohnt - nach einer strengen Liturgie ablief, jeder hatte einen Zettel auf dem genau stand, wann was zu sagen wäre. Dadurch war es ein ganz neues Erlebnis, das Abendmahl zu feiern und dadurch doch sehr berührend.

Hierauf folgte das Frühstück, was in der stille sehr ungewohnt war. Keiner sprach, es war eigentlich nur die Hintergrundmusik zu hören und wenn jemand etwas brauchte, so verständigte man such durch Zeichen.

Hierbei merkte ich, dass es zugleich von Vorteil wie auch von Nachteil ist, hauptsächlich mit Leuten die man so gut kennt wie wir uns kennen dort zu sein. Dadurch war es einfacher, ohne Worte zu kommunizieren, man hatte weniger Scham irgendwelche Zeichen aus zu probieren, aber andererseits gab es dadurch doch mehr Dinge, die du gerne gesagt hättest, was eben nicht ging.

Hiernach hatten wir die zweite Andacht und später, nach dem Mittagessen, die Dritte. In diesen ging es um die Freude an der Beziehung zu Gott, zu der er uns in der Bibel ja auch oft aufruft und wo wir Gott in unserem Leben begegnen können, was er bewirkt.

Zwischen diesen Andachten und den Essen hatten wir Zeit, in der jeder sich einen ruhigen Platz suchte um sich in Ruhe mit diesen Punkten zu beschäftigen, ich suchte mir verschiedene Plätze in den dortigen Olivenhainen und später beobachtete ich den wunderschönen Sonnenuntergang (das Bild vorne ist allerdings nicht von mir gemacht sondern von Erik, Dankeschön! ;) ) und lief ein wenig durch die wunderschöne Landschaft.

Nach dem Abendessen hatten wir noch eine kleines Abendprogramm in der Kapelle mit einigem Lobpreis, hiernach fiel es dann besonders schwer, nicht mit den anderen zu reden. Wir hatten zusammen gesungen und den ganzen Tag jeder alleine mit so vielen Gedanken zu gebracht und nun war es dunkel und man konnte nicht mehr einfach die friedliche Natur genießen wie den Tag über.

Am letzten Morgen hatten wir abermals Frühstück, eine kurze Andacht und darauffolgende Stille Zeit, in der mir besonders bewusst wurde, wie nah Gott mir eigentlich ist, dass er mich jederzeit hält und dass ich mich auf die Zeit freue, in der ich ungehindert seine Gegenwart genießen kann.

Als Abschluss der Stille hatten wir einen sehr schönen Gottesdienst, abermals mit Abendmahl, und danach konnten wir uns über unsere Erfahrungen in dieser Zeit austauschen.

Danach aßen wir noch gemeinsam zu Mittag wobei es jetzt wiederum total seltsam war, wieder zu sprechen, es war auf einmal wieder so laut!

Alles in allem war es ein wunderschönes Wochenende in der ich mir Gottes Gegenwart wieder neu bewusst machen konnte und mein Leben, in dem sich ja gerade so vieles am Verändern ist, auch die weitere Zukunft betreffend, einfach in seine Hände legen konnte, da ich weiß, dass er es gut machen wird.

Auch euch wünsche ich diese bewusste Nähe Gottes, seid gesegnet!

Eva

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