In der Zwischenzeit hat auch meine Arbeit hier angefangen, wozu es aus Privatsphäre Gründen für die "Friends", wie wir die Autisten nennen, hier keine Bilder geben wird.
Zu Beginn war auch das sehr chaotisch, was wohl einfach zur israelischen Kultur gehört, an die ich mich so langsam gewöhne.
Der ersten Schicht die ich beobachten sollte konnte ich leider nur eine knappe Stunde beiwohnen, da wir an diesem Abend noch unseren wöchentlichen Treffpunkt mit den anderen Volos aus Jerusalem und unserer Organisation hatten. Aber wenigstens sah ich die Friends das erste Mal, konnte ihrer nachmittäglichen Ankunft und dem Duschen beiwohnen, was ich bald darauf ja auch völlig selbstständig mit unseren Mädels machen sollte.
Zuerst einmal sei gesagt, dass die Autisten in unserer Einrichtung alle so um die 30-40 Jahre alt sind, allerdings so hilfsbedürftig sind, dass man sie doch eher als Kinder betrachtet. Es gibt in meiner Station fünf Jungs und zwei Mädels, wobei ich mich von der körperlichen Pflege her nur um die Mädels, Orit und Riki kümmern muss.
Das ist einfacher als man denkt, auf die Sprachbarriere bezogen, da Orit auch noch taub ist und die Zeichen um mit ihr zu kommunizieren sehr intuitiv sind und auch die anderen Autisten relativ wenig sprechen und man die wenigen Wörter die man braucht recht schnell aufschnappt, erst recht da die Worker sehr freundlich sind und gerne auf Fragen antworten und Ratschläge geben.
Ein normaler Arbeitstag ist in verschiedene Schichten unterteilt. Unter der Woche gibt es den Wakeup, manchmal in Kombination mit dem darauffolgenden Morningdrive und es gibt die Noonshift, ebenfalls manchmal noch in Kombination mit dem davorliegenden Noondrive
Beim Wakeup, der beginnt um sieben Uhr weckt man die Friends auf, gibt ihnen Medizin, die Mädels werden geduscht und angezogen, dann gibt es ein kleines Frühstück und Kaffee, wonach die Friends immer ziemlich verrückt sind und dann werden sie gegen acht Uhr auch schon abgeholt und zur "Meital" gefahren, die Einrichtung wo sie tagsüber sind, sozusagen ihre Arbeit. Wenn man den Morningdrive hat, fährt man dahin noch mit und betreut die Friends während der Fahrt ein wenig und dann hat man von dort aus frei, das ist ungefähr um halb neun.
Die Noonshift beginnt im Prinzip um halb vier damit, dass man schon mal Früchte schneidet und Tee kocht für die Friends die um ungefähr vier Uhr von der Meital zurück kommen. Hat man den Noondrive, beginnt die Schicht um halb vier an der Meital wo man die Autisten abholt. Wenn die Autisten dann wieder hier sind bekommen sie wieder Medizin, dann gibt es Früchte und Tee und danach werden erst einmal alle geduscht. Den restlichen Nachmittag werden sie auf unterschiedliche Art und Weise beschäftigt, wobei wir da meistens motivierter sind als sie.
Bis es ans Abendessen vorbereiten geht. Hierbei werden die Friends unterschiedlich stark eingespannt.
Nach dem Essen gibt es wieder Medizin, noch einmal Tee, eine Gutenachtgeschichte und dann werden sie ins Bett gebracht wobei ich wieder für die Mädels zuständig bin: Schlafanzug anziehen und Zähneputzen.
Am Wochenende (also Freitags und Samstags) sehen diese Schichten anders aus, da eben auch die Friends Wochenende haben und somit den ganzen Tag zuhause sind und dort betreut werden müssen.
Die Schicht beginnt hier später, um neun, und zwar damit Frühstück zu machen: Freitags gibt es je nachdem Pfannkuchen oder Omelett oder etwas in der Art mit Käse und Brot und am Samstag gibt es Thunfisch- und Eiersalat, was leckerer schmeckt als es klingt.
Ist das Essen fertig, werden die Friends geweckt, die Mädels geduscht, angezogen und dann zum Frühstück gebracht. Den weiteren Vormittag steht ein wenig Hygiene auf dem Plan und ansonsten einfach betreute Beschäftigung, bis wieder das Mittagessen vorbereitet wird.
Nach diesem werden die Friends ersteinal ins Bett gebracht um einen Mittagsschlaf zu halten, und irgendwann in dieser Zeit endet dann die Morningshift.
Am Nachmittag werden die Friends dann wieder geweckt, bekommen ihre Medizin und werden geduscht.
Am Freitag ist dann auch für sie das Shabbatfeiern angesagt. Hierzu gibt es für sie Kuchen und Traubensaft, hierauf freuen sie sich schon den ganzen Tag.
der Restliche Nachmittag läuft dann auch wieder mit betreutem Zeitvertreib ab, bis es irgendwann wieder ans Abendessen geht und später eben ins Bett.
Alles in allem eigentlich eine recht nette, lockere Arbeit. Die Friends habe ich inzwischen wirklich lieb gewonnen, was die ganze Arbeit sehr erleichtert und auch mit den Workern versteh ich mich teilweise immer besser, so dass die Arbeit oft einfach nur Spaß macht.
Ich bin Gott auf alle Fälle sehr dankbar, diese Erfahrung machen zu dürfen, das ist wirklich eine Bereicherung!
Seid auf jeden Fall gesegnet, bis zum nächsten Mal,
Eva
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