Die erste Woche ist vorbei, wir haben viel erlebt.
Wieder hatten wir ein volles Programm, vom Ölberg hatten wir eine tolle Aussicht auf Jerusalem, die Stadt in der wir die nächste Woche beziehungsweise die nächsten neun Monate verbringen würden.
Auf dem Weg nach unten besichtigten wir die Dominus Flevit Kirche, den Ort an dem Jesus über Jerusalem weinte, und die Kirche der Nationen im Garten Getsemani. Hinterher gingen wir das Kidrontal entlang in die Altstadt, zum Falefelessen, Geldwechseln und schließlich wieder ins Paulushaus.
Da Freitag war, feierten wir am Abend den Shabbatbeginn, zuerst gingen wir an die Westmauer wo die viele Juden zu Shabbatbeginn zu beten hingehen. Es war ein wenig schade, dass Männer und Frauen dort getrennt sein müssen, dadurch konnten wir viel weniger mitbekommen, da die Frauen großteils zu der Zeit zuhause sind um das Essen vorzubereiten und diese ohnehin mehr für sich waren. Die Männer auf der anderen Seite des Zauns, der die Geschlechter trennt und über den wir ein bisschen rüber schauten, feierten teilweise richtig und tanzten und sangen laut.
Zurück im Paulushaus, feierten wir den Shabbat nach der traditionellen Zeremonie:
Zuerst zündet die Frau zwei Kerzen mit einem speziellen Segensspruch an, das wird allerdings normalerweise schon eine Stunde vor Shabbatbeginn gemacht, bevor der Mann mit den Kindern und je nachdem auch die Frau in die Synagoge gehen beziehungsweise eben an die Klagemauer.
Zu Beginn des Essens selber beginnt der Familienvater erst damit seine Kinder zu segnen; erst die Söhne, dann die Töchter und zuletzt noch einmal beide zusammen.
Dann lobt er seine Frau mit dem Text aus Sprüche 31,10-31.
Es folgt eine rituelle Handwaschung und dann beginnt ein Teil, der einem wie ein normales Abendmahl vorkommt, nur dass hier der Wein zuerst drankommt und danach das Brot.
Im Anschluss wird noch etwas gesungen und dann gibt es ein festliches Abendessen.
Der nächste Vormittag war gefüllt mit Organisationsdingen und mittags aßen wir dann gemeinsam vor unserem kleinen Hüttchen in dem wir Volos beim Paulushaus schliefen.
Am Abend ging es zu einer Lightshow über die jerusalemisch/israelische Geschichte und danach ein wenig durch die Neustadt.
Am Sonntag stand dann eine ausführliche Führung durch die Altstadt an, leider kam ich nicht dazu viele Fotos zu machen, da ich an diesem Tag ziemlich fertig war.
Aber wir haben viele interessante Stellen gesehen und durchaus auch Insiderwissen eines Jerusalemers gehört.
Am Abend kamen dann alle Volontäre vorbei die schon länger da waren und erzählten von ihren Einrichtungen und WGs, das Wiedersehen war sehr schön.
Am Montag hatten wir volles Programm, erst ging es zum Herzl Museum, in dem wir auf interessante Art und Weise Teile von Herzls Leben "erlebten". Herzl war der Gründer der Zionistenbewegung, die sich für einen eigenen Judenstaat einsetzten.
Danach gingen wir nach Yad Vashem, der Holocaustgedenkstätte in der so ziemlich alle Informationen die es dazu gibt vorhanden sind. Es war sehr berührend, dort zu sein. Viele der Informationen waren nicht essentiell neues, man hat ja schon viel über den Holocaust gehört aber es ist immer wieder schockierend und bedrückend, besonders hier, wo all diese Infos noch viel konzentrierter waren. Als erstes schauten wir uns das Außengelände an: ein Raum war beispielsweise in Gedenken an die 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kinder gestaltet, eine Kerze stand in diesem dunklen rau der so verspiegelt war, dass man diese Kerze tausendfach sah und die Namen und Alter all dieser Kinder werden in diesem Raum unaufhörlich verlesen. An anderer Stelle war eine Halle mit den Namen der größten Konzentrations- und Vernichtungslager auf dem Boden geschrieben unter deren Boden Asche aus den Krematorien liegt. Eine fröhlichere Sache war dann wieder die Straße der Gerechten, die inzwischen genau genommen das ganze Gelände einnimmt. Die Gerechten sind Menschen, die in dieser Zeit Juden halfen, ihnen Unterschlupf baten, essen gaben und versteckten. Einer von ihnen ist Oskar Schindler, der durch seine jüdischen Zwangsarbeiter vor dem Tod bewahrte. Für jeden dieser Gerechten ist dort ein Baum gepflanzt, inzwischen wurden sogar schon so viele Gerechte bekannt, dass der Platz für die Bäume nicht mehr ausreicht, was eigentlich eine hoffnungsvolle Tatsache ist.
Zuletzt waren wir dann in der Ausstellung in der von Beginn an die Diskriminierungen im dritten Reich bis zur Befreiung durch die Alliierten alles sehr genau dargestellt ist. Was gerade für uns besonders war, ist dass man halt viele Dokumente und so dort direkt einfach lesen konnte, da gerade am Anfang diese Sachen alle nur auf Deutsch waren und später halt erst auch auf Polnisch etc. Am Anfang war das sehr interessant zu lesen, eine Sache die da lag war zum Beispiel ein Kinderbuch indem eine Geschichte stand, dass man nicht zum "Judenarzt" gehen solle. Aber irgendwann waren da so viele dieser Infos in meinem Kopf und es war alles einfach so grausam, dass man sich gar nicht ehr alles so genau anschauen konnte, es war ohnehin viel zu viel als dass man das alles in der Zeit in der wir dort waren hätte lesen können.
Am Ausgang der Ausstellung hatte man einen wundervollen Blick vom Berg aus übe die Stadt, ein Zeichen dafür, dass man in die Zukunft schauen soll, die in diesem Land liegt, wo das jüdische Volk in Freiheit leben kann und nicht nur zurück in die traurige, schreckliche Vergangenheit.
Danach liefen wir wieder Richtung Stadt in das Büro von Dienste in Israel in Jerusalem, genannt "Hagai" nach der Straße in welcher es liegt. Hier haben die Volos in Jerusalem einmal in der Woche einen Treffpunkt und unsere Ansprechpartner hier können wir dort auch treffen.
Den letzten vollen Tag des Seminars begannen wir mit einem Vortrag über das Christentum hier, der sich mehr zu einer Gesprächsrunde über die Beziehungen zwischen den verschiedenen Religionen, auch in Bezug auf den Konflikt hier im Land entwickelte.
Danach gingen wir auf den Jüdischen Markt, genannt "Schuk", auch ein Stück der Kultur hier. Es gibt haufenweise verschiedenste Früchte, Gewürze und diverse andere Dinge dort und haufenweise leckeres Essen. Als wir dort waren, fing es an in Strömen zu regnen, was auch ein interessantes Erlebnis war, besonders da ein Teil des Marktes überdacht ist.
Am Abend gingen wir ins Johanniter Hospiz um einen Gottesdienst zu feiern. An diesem Ort wurde früher einmal der Johanniterorden gegründet, das hat aber heute nicht mehr viel damit zu tun.
Hier findet auch einmal wöchentlich der Christustreff statt, den ich mir vornahm einmal an zu schauen.
Es war ein schöner Gottesdienst zum Abschluss dieser ereignisreichen Woche, am Ende wurden alle für die kommende Zeit gesegnet, für einen guten Start in den Alltag den wir noch kennenlernen.
Am nächsten Morgen hieß es Abschiednehmen und Packen. Alle waren voller Vorfreude auf das "Zuhause" aber auch ein bisschen wehmütig, dass die schöne Woche mit den tollen Menschen vorbei war.
Wir wurden schließlich alle auf verschiedene Art und Weise abgeholt oder zu unseren Einrichtungen hin gefahren und waren am Ziel angekommen.
Also bis zum nächsten Eintrag, seid gesegnet!
Eva
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